Vortrag und Gespräch: Dr. Bernd Hainmüller
Jeder kennt das „Engländerdenkmal“ am Schauinsland. Kaum einer kennt den „Eaton-Gedenkstein“ und die „Elternplakette“ am Eingang der Kirche in Hofsgrund. Doch diese drei Gedenk-Orte haben viel miteinander zu tun: Sie spiegeln die unterschiedlichen Perspektiven wider, die auf das Unglück am 17. April 1936 folgten. Für die Region rund um den Schauinsland bedeutsam ist die Rolle der Hofsgrunder Bevölkerung, ohne deren Hilfe die ganze englische Schülergruppe ums Leben gekommen wäre. Die Veranstaltung bietet die Gelegenheit, die bisher ungeschriebene Geschichte des Unglücks kennenzulernen. Bernd Hainmüller zeigt anhand zwanzig-jähriger akribischer Detailrecherchen, dass der Lehrer der englischen Schülergruppe Kenneth Keast damals pädagogisch fahrlässig handelte. Er unterschätzte die Wetterbedingungen am Schauinsland und ignorierte die Warnungen von Einheimischen vor einer Wanderung inmitten des aufziehenden Schneesturms. Die Gruppe verlief sich mehrfach. Als sie schließlich querfeldein die „Kappler Wand“ am Schauinsland in immer dichter fallendem Schnee hinaufkletterten, starben fünf der 27 Schüler an Unterkühlung und Erschöpfung. Hainmüller räumt auf mit den Legenden über ein „plötzliches Naturereignis“, dem die Schüler zum Opfer fielen, und wirft ein neues Licht auf das, was sich an diesem Tag tatsächlich am Schauinsland abgespielt hat plus dem weltweit beachteten Propaganda-Coup, den die Nationalsozialisten danach inszenierten und die englische Appeasement-Politik mit ihrer „Friedfertigkeit“ so überrannten, dass England glaubte, mit den Nazis einen weiteren Weltkrieg vermeiden zu können. Dafür haben nicht nur viele der englischen Überlebenden, sondern auch die Hitlerjugend des Bannes 113 einen hohen Preis mit ihrem Leben bezahlt. Das Buch gewann 2021 den 2. Landespreis für Heimatforschung in Baden-Württemberg.